Beispiel 1
Kürzlich wollte ich in meiner Bankfiliale Geld am Automaten ziehen. Da jedoch der Automat außerhalb des Gebäudes durch Vandalismus beschädigt worden war, gab es vor dem in der Filiale befindlichen Gerät eine Schlange von acht Personen. Also ging ich zu einem der drei geöffneten Bankschalter, die vom Geldautomat aus sichtbar waren und vor denen kein Mensch wartete. Ich ließ mich von einer freundlichen Bankangestellten bedienen, hob das Geld ab, und war drei Minuten später wieder auf der Straße.

Beispiel 2
Wenn man im Kölner Cinedom kurz vor der Filmvorführung ein Getränk kaufen möchte, dann muss man meist lange warten, da sich alle Besucher vor den Verkaufsständen drängeln. Neben diesen Selbstbedienungstheken befindet sich jedoch eine Bar, in der auch an Tischen serviert wird. Und wenn man dort am Tresen höflich fragt, dann kann man - wie in jeder Bar - Flaschengetränke erwerben und mitnehmen. Und jedes Mal wundere ich mich, warum sonst niemand diese Möglichkeit nutzt.

Warum denken wir angesichts einer Schlange von Wartenden: "Das muss die einzige Möglichkeit sein, denn sonst würden ja wohl kaum alle hier anstehen."? Warum sind wir oftmals so blind für das Offensichtliche?

Reframing
In der psychologischen Beratung arbeitet man oft mit dem Instrument des Reframing (oder: Umdeutung /Referenztransformation). Dabei versucht man eine gegebene Situation aus einem anderen oder erweiterten Blickwinkel zu betrachten, um so zur Lösung eines Problems zu gelangen. Denn oft kann man beobachten, dass Menschen in schwieriger Situation immer wieder - vergeblich - das Gleiche versuchen. Warum aber sollte das, was bisher nicht funktioniert hat, plötzlich zu einem anderen Resultat führen?

Hier einige Fragen, die Sie sich stellen können, um zu einer neuen Sichtweise zu gelangen:

1. Gibt es gute Beweggründe für Andere, sich auf eine bestimmte Art zu verhalten, auch wenn mir diese nicht gefällt?
2. Welche Lösungen habe ich bei früheren Problemen gefunden, und lässt sich davon etwas auf die jetzige Situation übertragen?
3. Was haben andere Personen getan, um eine ähnliche Situation zu meistern?
4. Was raten mir Menschen, die anders sind als ich? Was kann ich von ihnen lernen?
5. Haben äußere Umstände zu dem Problem geführt, oder habe ich mich verändert?
6. Was würde ich jemandem in meiner Situation raten, und halte ich mich selbst daran?

Nehmen Sie nichts als gegeben hin, und bleiben Sie offen für neue Wege. Wie sang schon Herbert Grönemeyer: Wie eine träge Herde Kühe schau'n wir kurz auf, und grasen dann gemütlich weiter.

Fazit
Wenn Sie nicht Ihr Leben lang Gras fressen wollen, dann seien Sie keine Kuh!