Ganz unverbindlich
Kürzlich hörte ich den Satz "Ich halte mir gerne alle Optionen bis zum Schluss offen.". Dies brachte mich auf ein Thema, welches mich schon des Öfteren beschäftigt hat: Die neue Unverbindlichkeit.
Sie können sie in allen Bereichen des Lebens beobachten. Zum Beispiel bei Facebook, wo Leute hunderte von "Freunden" haben aber nicht reagieren, wenn einer dieser Freunde ihnen eine eMail schickt. Oder vor Ereignissen wie Silvester, zu denen es immer schwieriger wird eine große Runde zu organisieren, weil die Unverbindlichen bis zum Schluss keine definitive Zusage zustande bringen. Aus Sorge, eine spätere, bessere Option zu verpassen.
Eine andere Form der Unverbindlichkeit ist es, eine Sache zuzusagen, doch im entscheidenden Moment einen Rückzieher zu machen. Hier wird aus Unverbindlichkeit dann Unzuverlässigkeit und Unhöflichkeit.
In der Geschäftswelt ist das unverbindlich seit jeher gebräuchlich und meist auch sinnvoll. Zum Beispiel, wenn es um eine unverbindliche Beratung geht. Der potentielle Kunde darf sich informieren, ohne damit eine kaufmännische Verpflichtung einzugehen. So gelingt es die Hemmschwelle vor einem Erstkontakt abzubauen.
Doch auch im Geschäftsleben ist irgendwann der Punkt erreicht, an dem wir Farbe bekennen und uns zu einer Entscheidung durchringen müssen. Und je eher wir das tun, um so größer ist der erzielte Nutzen. Zum Beispiel in Gestalt eines Frühbucherrabatts. Oder in Form einer größeren Auswahl.
Und so ist es auch im Privaten. Wer sich nie festlegen will, der muss am Ende mit dem vorliebnehmen, was übrig bleibt. Die besten Karten sind weg. Oder man bleibt irgendwann außen vor, weil die Mitmenschen es leid sind immer wieder vertröstet und enttäuscht zu werden.
Den größten Schaden fügen wir uns mit einem solchen Verhalten natürlich selbst zu. Denn wenn man sich nicht entscheidet, dann kann man auch nicht 100% für eine Sache geben. Und wenn man nicht 100% gibt, dann wird man auch nie ein besonderes Ergebnis erzielen. Erst wenn wir uns wirklich auf eine Sache einlassen, kommt auch etwas richtig Gutes dabei heraus.
Wer sich nie entscheiden und bis zum Schluss alle Optionen offen halten möchte, der geht am Ende leer aus.