Wachsen ohne Wachstum
Eines der vier wirtschaftspolitischen Ziele in Deutschland lautet "stetiges Wirtschaftswachstum". Ein Credo, dem sich nahezu alle Wirtschaftsnationen in dem Glauben unterworfen haben, nur so ließen sich Arbeitsplätze sichern und der gesellschaftliche Wohlstand mehren.
Doch allmählich bekommt dieses Modell Risse. Ideologiefreies Denken erkennt, dass unbegrenztes Wirtschaftswachstum (und Bevölkerungswachstum) auf einem begrenzten Planeten mit limitierten Ressourcen schon mathematisch nicht möglich ist. Im Gegenteil. Weil das kreditfinanzierte Wachstum der Staatsausgaben in der Vergangenheit in vielen Ländern höher war als die Einnahmen, gingen krisenbedingt europaweit Arbeitsplätze verloren, die Inflation verringert zusätzlich die Einkommen und Vermögen der Bürger, und eine Erwerbstätigkeit reicht heute immer öfter nicht aus, um in angemessenem Wohlstand zu leben.
Noch schwerer aber wiegt, dass auch immaterieller Wohlstand schwindet, weil Menschen von Existenz- und Zukunftsängsten geplagt werden, und weil diese Ängste längst nicht mehr nur der sogenannten Unterschicht vorbehalten sind.
Was können wir tun? Nun, wir könnten aus dem Hamsterrad aussteigen. Und zwar nicht durch Verzicht auf Dinge, die wir benötigen, sondern durch Verzicht auf das, von dem uns andere weismachen möchten, dass wir es zum Glücklichsein brauchen. Muss es der neuste Ultra-HD-Fernseher sein, wo doch die TV-Programme maximal in HD ausgestrahlt werden und man den Unterschied ohnehin kaum bemerkt? Auch benötigt man nicht alle 12 Monate ein neues Handy, nur weil uns mit kleinen Änderungen das Gefühl geben wird, das "alte" Gerät wäre nicht mehr zu gebrauchen. Ersetzen Sie die Dinge erst, wenn sie nicht mehr tun, was sie tun sollen. Es wird immer eine neuere Variante geben, denn nur so funktioniert das Spiel. Rennen Sie nich los und kaufen irgendwelchen Mist, nur weil Black Friday oder Schlussverkauf ist.
Lassen Sie sich nicht bange machen, dass weniger Konsum die Wirtschaft schwächen, Löhne senken und Arbeitsplätze kosten wird. Wenn Sie weniger konsumieren, dann brauchen Sie auch weniger Geld. Logisch, oder?!
Tun Sie öfter das, was Ihnen Spaß macht und nicht das, wovon die Werbung sagt, dass es gut für Sie ist. Sorgen Sie für Wohlbefinden, Gesundheit, Frieden, Freundlichkeit, Lachen, Geselligkeit und eine intakte Natur. So entsteht wahrer Wohlstand, und das meiste davon gibt es zum Nulltarif.
Trotz eindeutiger Faktenlage macht es uns jahrzehntelange Konditionierung schwer, endlich die richtigen Schlüsse zu ziehen. Aber der Prozess hat begonnen, und jeder kann seinen Teil dazu beitragen. Für die Gesellschaft, für die Natur und für sich selbst.
Wachsen Sie innerlich, nicht mit dem Besitz von Dingen.