Gefühle zeigen
Mit zunehmendem Alter neigen Menschen dazu ihre Gefühle und Empfindungen zu verbergen. Sie befürchten sich angreifbar zu machen, schwach zu wirken, oder aber es geschieht aus falsch verstandener Rücksichtnahme. Diesem Verhalten möchte ich folgende These entgegen stellen:
Gefühle nicht zu zeigen schützt nicht davor verletzt zu werden. Es verhindert nur richtig erkannt zu werden.
Wie sollen Andere wissen, dass ein bestimmtes Verhalten mich verletzt, wenn ich es nicht zeige? Wie sollen sie meine Reaktion verstehen? Warum sollten Menschen mir eine Freude machen wollen, wenn sie diese Freude nicht sehen und miterleben können? Wer soll mich trösten, wenn niemand erfährt, dass ich trauere?
Die Gefahr verletzt zu werden erhöht sich, je mehr wir uns verstellen.
Die Menschen um uns herum können nur dann angemessen mit uns umgehen und auf unser Verhalten reagieren, wenn sie unsere wahren Beweggründe kennen. Deshalb sollte man sich weder im Beruf noch im Privatleben verstellen, geschweige denn zwischenmenschliche Beziehungen auf Lügen aufbauen.
Gefühle zu zeigen muss und sollte nicht dazu führen, dass wir bei jeder kleinen Verstimmung herumschreien oder in Tränen ausbrechen. Es bedeutet lediglich, dass wir unserem Gegenüber in angemessener Form zu verstehen geben, was ein bestimmtes Verhalten oder ein Ereignis in uns auslöst.